Zwei Bücher, die in einem Sinnzusammenhang zusammengehören.
Alte Schriften eines römischen Legionärs – Faustus, enger Freund von Pontius
Pilatus – beschreiben eine andere Geschichte von Jesus. Er sei bei der
Kreuzigung nicht gestorben, sei danach mit Jüngern über das Meer nach
Frankreich geflüchtet und habe seine letzten Lebensjahre als Familienvater in
Montsegur / Frankreich verbracht.
Die Geschichte dieser Schrift – im einen Buch
im 18. Jahrhundert in Frankreich, im anderen Buch im 21 Jahrhundert in Peru –
wechselt stets mit der Geschichte IN dieser Schrift, also den historischen
Ereignissen um die Zeit der Kreuzigung Jesu. Dieser Wechsel ist geschickt
eingesetzt, das Buch ist spannend wie ein Krimi. Es ist wohl so etwas wie ein
Kriminalroman, und im Nachgang zum zweiten Teil findet sich der Hinweis:
"Die Handlung und die
Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit Ereignissen und Personen der
Geschichte bzw. heute lebenden Personen wären rein zufällig."
Hier liegt „die Crux“ des ganzen Buches, dieser Hinweis wirkt etwas gekünstelt und scheinheilig. Natürlich sind die Hauptpersonen dieser Geschichte –Pontius Pilatus, die römischen Kaiser, auch der Gemeindepfarrer in Rennes-le Château aus dem 19 Jahrhundert, oder der Opus Dei aus dem 19. und 21. Jahrhundert, vor allem aber natürlich Jesus von Nazareth – keine erfundenen Personen oder Gruppierungen. Die Bücher sind als Krimi gelesen sehr, sehr spannend, man fiebert mit den Protagonisten mit und ist dabei getragen von der Spannung, ein Geheimwissen aufzudecken, dass am jahrhundertealten Lügengebäude der Kirche kratzt. Das Sujet aber – Jesus und sein wahres Leben und seine wahre Mission – sollte nach meinem Gefühl nicht lediglich Grundstoff für einen spannenden Plot sein, um eine gute Unterhaltung zu bieten. Die Wahrheit um Jesus und sein Leben und seine Mission ist eine grundlegende Frage für die Gesellschaft, ja man darf sagen, für die Menschheit. Hier der Wahrheit näherzukommen, ist eine Aufgabe, der sich in zähem Ringen viele Generationen gewidmet haben. Diese Fragestellung darf nicht nur als Plot für einen Kriminalroman herhalten, sondern sollte natürlich in jedem Buch, das sich mit ihr beschäftigt, ernsthaft behandelt werden.
- Um nicht missverstanden zu werden: Ich habe kein Problem damit, wenn diese Thematik in einem spannenden Krimi verarbeitet wird und eine unkonventionelle Version über das Leben Jesu angeboten wird. Ich meine nur, eine Frage sollte bei jedem Buch gestellt werden dürfen, das sich mit dieser Thematik beschäftigt: Welche Botschaft vermittelt das Buch in Bezug auf die Wahrheit über Jesus, ob bewusst oder unbewusst?
Mit dem gar nicht gestorbenen und somit auch nicht auferstandenen Jesus nach dem Kreuz, der als Familienvater in Frankreich seine Kinder aufzieht, zieht Schwarz Jesus auf die menschliche Ebene. Anstatt dass dem Menschen die hohe Aufgabe gestellt wird, sich Jesus anzugleichen, wird Jesus dem gewöhnlichen Menschen angeglichen. Hierbei ist zu beachten, dass nicht nur die Auferstehung bei dieser Version wegfällt. Auch Erlösung und Himmelfahrt kommen somit in der Geschichte Jesu nicht mehr vor. Warum hat dann Jesus überhaupt die Marterung am Kreuz erlitten? Ist dann Jesus trotzdem noch unser Erlöser? Was bedeutet dann Erlösung durch Christus? Hat dann Mariä Himmelfahrt auch nicht stattgefunden? – Das Buch liefert keine Antworten. Das Buch schafft nur für einen Gläubigen, der auf seinem Weg noch keine klaren Antworten gefunden hat, eine große Verunsicherung. Natürlich kann man es nicht verlangen, dass ein Buch alle Antworten auf solche großen Fragen liefert. Aber das Buch bemüht sich gar nicht um Antworten, es bietet keine Ideen oder Thesen an, es beschreibt nur das Desaster einer auftauchenden historischen Schrift, die das Dogmengebäude der Kirche durcheinanderbringt und daher von ihr um jeden Preis unterdrückt werden soll.
Gegen Ende des zweiten Bandes heißt es:…wann tauchen die nächsten Dokumente oder Abschriften auf? Wie werden unsere Nachfahren damit umgehen? Welche Bedeutung wird dann Religion überhaupt noch haben?
Hier wird eine Möglichkeit der Zukunft angesprochen, die in ihrer Gefährlichkeit unterschätzt wird: Religion als Irrweg vergangener Generationen. Wenn Rationalismus und Materialismus als einzige Sichtweise übrigbleibt, dann geht die Suche des Menschen nach Antworten auf die Grundfragen des Lebens ins Leere: Wo komme ich her? Wo gehe ich hin? Welchen Sinn hat das Leben? Viele glauben ja, die Religionen seien Schuld an den meisten Kriegen dieser Welt. Hier liegt ein Missverständnis vor: Denn Religion ist das, was „wiederverbindet“ mit unserem göttlichen Ursprung (lat. re-ligare / wiederverbinden). Niemals sind es die Religionen, die Menschen gegeneinander aufhetzen, sondern immer nur die Scheinreligionen. Der Ausweg ist nicht die Leugnung oder Unterdrückung des religiösen Bedürfnisses des Menschen, sondern die Vertiefung. Denn in der Vertiefung der religiösen Erfahrung und des religiösen Wissens wird der Mensch weniger anfällig für die Verführungen durch falsche Propheten.
Welchen Beitrag leistet dieses Buch dazu???
Um ein religiöses Verständnis zu vertiefen und die unlogischen Dogmen der Kirchen zu überwinden, bedürfte es gar nicht uralter Schriften, die wieder ans Licht kommen. Allein wenn man es wagen würde, die Bibel nicht nur dem Buchstaben nach zu verstehen, sondern den Sinn der Worte zu erfassen, würde das die Lügenlehren der Kirchen aufdecken. Nicht umsonst hat die katholische Kirche die Bibel jahrhundertelang für Nicht-Kleriker verboten. Heute zeigt es sich, dass ihre Übersetzung nicht so gefährlich ist, wie befürchtet, weil die meisten Kirchenschafe es nicht wagen, ihren Verstand einzusetzen.
Dabei geht aus der Bibel klar hervor, wie Jesus dachte und was Jesus wollte:
- „…wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.“ (Matth. 26.52) Der Weg Jesu war gewaltlos – Christ sein und Waffensegnen ist demnach ein Widerspruch in sich!
- „Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.“ (Matth. 28.19) Die Lehre geht der Taufe voran, denn nur der belehrte Mensch kann sich aus freien Stücken für Christus entscheiden. – Eine Säuglingstaufe ist daher nach der Lehre Jesu nicht vorgesehen!
- „Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst sollt ihr es geben.“ (Matth. 10.8) Ein Berufspriestertum ist offenbar ebensowenig durch die Lehre Jesu begründbar!
- „Und es begab sich, da er solches redete, erhob ein Weib im Volk die Stimme und sprach zu ihm: Selig ist der Leib, der dich getragen hat, und die Brüste, die du gesogen hast. Er aber sprach: Selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren.“ (Lukas 11.27) Der der meint, Marienverehrung sei christlich, der hat wohl ebenfalls im Bibelunterricht nicht so richtig aufgepasst!
Es bräuchte also gar keiner uralten historischen Schriften, um die Irrtümer der Kirchen aufzudecken. Allein die Inhalte der Bibel wären genau so brisant. Leider interessieren sich die meisten Gläubigen nicht für den Sinngehalt der religiösen Lehren. Ihnen wurde vom Pfarrer im Religionsunterricht beigebracht, ihren Verstand auszuschalten, und daran halten sie sich brav. Daher haben die Kirchen wenig zu befürchten, egal welche Schriften da zutagekommen oder nicht. Die große, große Gefahr ist nicht, dass die Menschen protestieren und sich auflehnen, sondern dass sie die kirchliche Lehre mit der christlichen Lehre gleichsetzen, daher die christliche Lehre für Quatsch halten und aus der Kirche austreten, nicht um die wahre christliche Lehre zu suchen, sondern um sich ganz von der Religion abzuwenden oder östlichen Wegen zu folgen.
Vielleicht ist das aber auch das das eigentliche Ziel der "Hure Babylon". Auch diese Bezeichnung aus der Offenbarung wäre nicht so schwer zu deuten...
Nur wenige gehen "den schmalen Weg" und suchen nach der Wahrheit.
Hinzu kommt, dass die Bibel weitere Offenbarungen angekündigt hat: - Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. (Joh. 16.13) Demnach brauchen wir auch nicht antike Schnipsel mühsam zusammensetzen und mühsam übersetzen. Gott spricht zu allen Zeiten, und das prophetische Wort schweigt nicht. Wer überzeugt davon ist, dass Jesus lebt, der ist auch überzeugt davon, dass Jesus zu den Menschen spricht – heute wie zu allen Zeiten.
Ein Buch, das sich mit der Frage der Wahrheit um Jesus und sein Leben und seine Mission beschäftigt, sollte sich nach meiner Auffassung in keinem Fall auf antike Schriftrollen beschränken, sondern auch Neuoffenbarungen mit einbeziehen. Es ist für mich unklar geblieben, ob Jesus dem Autor Ernst-Michael Schwarz mit seinen Büchern ein Anliegen ist, oder ob er nur einen unterhaltsamen Krimi schreiben wollte. Vielleicht aber sind diese Bücher für ihn auch nur der Beginn eines Nachdenkens. Denn nur auf dem Weg des eigenständigen Denkens und des Alles-in-Frage-Stellens können wir der religiösen Wahrheit wirklich näherkommen.
Ein Buch, das ein sinnstiftendes, weil sinnvolles und logisches Verständnis der christlichen Lehren anbietet!