Attila
Hildmann: „Vegan for Youth“, Becker Joest Volk Verlag, 2013
gebunden,
288 Seiten, mit Broschüre „First Challenger“, 29,95 €
Attila
Hildmann hat mit diesem Buch den Paradigmenwechsel vervollständigt, den er
bereits durch seine Bücher „Vegan for Fun“ und „Vegan for Fit“ eingeleitet hat.
Er stellt einen Zusammenhang her zwischen der veganen Lebensweise und dem
Abnehmen, der Gesundheit, der Jugendlichkeit. Hier geht es also nicht nur ums
Abnehmen wie bei einer Diät, sondern um Effekte auf gleich drei Ebenen, deshalb
nennt er diese 60-Tage-Challenge eine „Triät“.
Er unterstreicht seinen Ansatz
nicht nur mit Recherchen bei langlebigen Volksgruppen in Japan und Italien,
sondern auch durch Messungen von Bio-Markern für das Alter: CO²-Ausstoß,
Antioxidantienkonzentration in der Haut sowie Länge der Telomere (Endkappen der
Chromosomen). In diesem Buch vereinen sich Reisebericht, Status quo der
wissenschaftlichen Forschung über das Altern, Rezepte, sowie Fitness- und
Meditations-Anleitung zu einem gelungenen Ganzen. Es geht um die Kreierung
eines neuen Lifestyles mit dem Ziel, herauszukommen aus dem „Cauldron of
disease“ / Hexenkessel der Zivilisationskrankheiten (Are Waerland) und zu
finden zu einem gleichzeitig genussvollen, freudvollen und ökologisch
verantwortlichen langen Leben.
In Attila Hildmann vereinen
sich veganer Gourmet- und Szene-Koch sowie der Wissenschaftler zu einem
Botschafter des veganen und ganzheitlich gesunden Lebensstils, der ohne jede
ideologische Abgehobenheit und Verklärung rüberkommt: einfach nur hip, nüchtern
und entwaffnend überzeugend! Die wunderschönen Bilder, nicht nur der Speisen,
unterstreichen diesen neuen Lebensstil, dem es nicht um das heute
allgegenwärtige neonblinkende "Schneller, Weiter, Höher, Cooler" geht, sondern um
die Rückkehr zu den wahrhaft wertvollen Gütern des Lebens: Biologisch reine
Lebensmittel, Freude am gesunden Körper, Einklang mit der Natur, Einheit mit
allen Lebewesen, Einkehr zu sich selbst. Niemand „verkauft“ diese vermeintlich so
unmodernen und wenig massentauglichen Werte so selbstverständlich und locker
wie Attila Hildmann. Wer immer gemeint hat, man könne mit diesen Werten nur die
„Wenigen“ erreichen, wird von Attila Hildmann eines Besseren belehrt: Er
beweist, dass die Sehnsucht nach diesen Werten in jedem Menschen verborgen ist,
denn er vermag sie im Menschen anzusprechen.
Am 1.
Mai 2014 beginne ich meine eigene 60-Tage-Challenge. Ich bin zwar seit über 30
Jahren Vegetarier und habe bereits mehrmals über Jahre oder Monate vegan
gelebt. Doch zur Zeit befinde ich mich mal wieder in einer Käse-Phase.
Käsebrötchen schmeckt mir nun einmal noch. Ich stehe dazu. Nichts
widert mich mehr an als diese sich einschleichende „political correctness“
unter den Rohköstlern und Veganern, die ihre alten Neigungen nur allzu oft
verbergen. Sie verbergen sie vor anderen, indem sie sie heimlich pflegen. Oder
sie verbergen sie sogar vor sich selbst, indem sie sie unterdrücken. Aber das
ist nicht der Weg zur Freiheit. Der Weg zur Freiheit besteht in der
allmählichen Transformation. Wir müssen unsere alten Neigungen ein Stück weit
zulassen, damit wir sie nicht nur unterdrücken, sondern wirklich überwinden
können.
Die 60-Tage-Challenge wird bei mir der Schritt zu einem
dauerhaft veganen Leben sein, da bin ich mir ziemlich sicher.
Als lediglich
Schul-Englisch-Sprachler habe ich mal nachgeschaut, was das Wort „Challenge“
eigentlich bedeutet: Herausforderung, Wettkampf. Das gefällt mir. Ich lege mir
die Latte zwar hoch: Vegane und Biologische Ernährung, keine billigen
Kartoffelchips mehr, mehr Stretching und Bewegung, ein sich steigerndes
Programm der regelmäßigen Meditation. Aber „Herausforderung“ bedeutet nicht,
dass ich die Hochsprung-Latte nicht auch mal runterreißen darf.
Ich werde ganz
sicher nicht immer nur „Bio" kaufen, und ich werde auch nicht nur nach den
Hildmann-Rezepten leben. Ich habe bereits zuviele eigene vegane Gerichte und
Zubereitungsformen. Ich lasse mich von seinen Rezepten inspirieren, aber nicht
versklaven. Deshalb kann ich auch die Kritiker nicht verstehen, die sagen,
"Jeden Tag Mandelmus kann man weder bezahlen noch mögen". Haben denn die Leute
keinerlei Selbständigkeit mehr? Und haben sie denn nicht die Botschaft dieser
Rezepte verstanden?: Es geht darum, dass dauerhaft vegan möglich ist, dass es
schmeckt, alle Sinne befriedigt und gesund ist. Aber es ist doch niemandem
genommen, sich seine eigene Kultur in der Küche zu entwickeln. Sehen wir die
Rezepte von Attila Hildmann als wertvolle Anregung und evtl. als Startschuss
für eine neue Lebensweise. Aber wie war der letzte Satz von Neo in „Matrix“?: