„Tatort Jesus“ von Eva-Maria Ammon ist ein modernes
Channeling-Buch. Es vertritt den Anspruch, auf unmittelbarer göttlicher
Durchgabe zu beruhen. Jesus Christus selber, als aufgestiegener Meister Sananda
genannt, möchte die Irrtümer bisheriger Evangelien richtigstellen. Es ist nicht
das erste Evangelium mit diesem Anspruch, quasi eine Autobiographie von Jesus
zu sein. Es sind da zu nennen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
-
„Das Wassermann Evangelium von Jesus dem
Christus“ von Levi
-
und „Das ist Mein Wort“ von Gabriele von
Würzburg.
Es fällt sehr schwer zu glauben, dass alle diese Evangelien
reine Durchgaben des einen Wesens sein sollen. Es gibt ganz gewiss auch
„Offenbarungs-Mischgut“, wo sich also die reinen Durchgaben vom himmlischen
Wesen und die menschlichen Vorstellungen des Channels durchmischen. Dennoch
würde ich auch eine solche Offenbarung nicht einfach verwerfen. Wesentlich ist
die edle Absicht und was sie in unserer Seele berührt.
Bedeutet eine kritische Rezension von „Tatort Jesus“, Jesus
selber zu kritisieren? – Zum Glück hat Eva-Maria Ammon nicht eine neue
alleinseligmachende Kirche begründet, die ihr Evangelium als „Heilige Schrift“
proklamiert und Kritiker an diesem Evangelium verflucht oder verfolgt. Das
Konzept einer solchen Institution lehnt Eva-Maria Ammon ab, demnach vermutlich
auch das begrenzende Konzept einer „Heiligen Schrift“. Wenn ich hier „Tatort
Jesus“ kritisch beurteile, dann nicht, weil ich mir anmaßen würde, Jesus zu
kritisieren, sondern weil „Tatort Jesus“ meiner Meinung nach ein Mischgut ist –
eine Mischung von göttlichen Offenbarungsimpulsen und den menschlichen
Vorstellungen der Autorin. Dabei bin ich mir bewusst, dass meine eigenen
Meinungen und Vorstellungen natürlich nicht Wissen bedeuten. Was ich hier
wiedergebe, beruht nicht auf Durchgaben bzw. Kontakten mit aufgestiegenen
Meistern, sondern „nur“ auf einem vergleichenden verstandesmäßigen Studium
verschiedener außerbiblischer Evangelien und Neuoffenbarungen. Ich bin mir bewusst,
dass in neu-esoterischen Kreisen der Verstand weitgehend abgewertet wird,
glaube jedoch, dass ein erfolgreich beschrittener Erkenntnisweg aller unserer
Potentiale bedarf – dass also Intuition und Verstand eine Verbindung eingehen
sollten, um uns weiterzuführen. Dem Ideal des neu-esoterischen Bauchmenschen
möchte ich daher das Ideal des christlichen Herzensdenkers entgegensetzen.
Somit hoffe ich, mit dieser Rezension gerade aus diesem Ansatz heraus
hilfreiche Impulse anbieten zu können.
Darüber hinaus muss ich zugeben, das Buch nur „quergelesen“
zu haben. Es war nicht so ganz meine Energie. Dennoch soll das hier
ausdrücklich keine Aburteilung des Werkes sein. Die Rezensionen zu diesem Buch bei
Amazon loben ja alle entweder das Buch in den Himmel, oder sie bezeichnen es
als Teufelswerk. Dazwischen scheint es nichts zu geben. Obwohl ich also vielleicht
etwas oberflächlich darangehe, und hier einfach mal ein paar Gedanken und Gefühle
rauslassen will, die das Buch bei mir wachgerufen hat, möchte ich dennoch mit
dieser Rezension aufzeigen, dass das christliche Herzensdenken uns befähigt,
uns differenzierter mit spirituellen Botschaften auseinanderzusetzen.
Zunächst einmal enthält „Tatort Jesus“ zwei wertvolle
Grundbotschaften:
-
Der inkarnierte Teilaspekt Jeshua des
himmlischen Gottessohnes Sananda hat ein
pralles buntes Leben geführt, reich an sozialen Beziehungen. Vermutlich
konnte sich Jeshua durch eine erfolgreiche Arbeit als Zimmermann einen
materiellen Wohlstand aufbauen und ging bei seinen Jüngern nicht nur ein und
aus, weil sie ihn lieb hatten, sondern weil er durch seine Arbeit auch einen
Anteil an ihren Behausungen hatte. Ob Jeshua tatsächlich, wie in „Tatort Jesus“
geschildert, eine Familie gegründet und Kinder gezeugt hat, möchte ich hingegen
anzweifeln. Wenn er doch seine Jünger und Nachfolger als seine Brüder,
Schwestern, Mütter, Väter, Kinder bezeichnet hat – hat er damit nicht
ausgedrückt, dass seine Lebensaufgabe es war, sich um die ganze
Menschheitsfamilie zu kümmern? Konnte ein Mensch mit einer solchen Mission und
dem klaren Bewusstsein der Begrenztheit der irdischen Lebensdauer sich die Zeit
für Privates nehmen?
Ein klerikales Zölibat, das einfach einer religiösen Schule flächendeckend
aufgedrückt wird und den einzelnen mit seiner Not alleine lässt, lehnt die
Autorin sicher ab. Wahrscheinlich möchte sie mit ihrem Jesus-Bild diese
Ablehnung ausdrücken. Doch es ist eine ganz andere Frage, ob es in den
Mysterienschulen der alten Traditionen wie den Pythagoräern, den Griechen, den
Ägyptern, den Kelten oder eben den Essenern, denen Jesus entstammt, nicht immer
wieder einzelne, besonders begabte Adepten gegeben hat, die sich für einen
zölibatären Weg entschieden haben und die auch für diesen Weg durch den in
Vorinkarnationen erworbenen Seelenzustand geeignet waren. Aber unabhängig
davon, ob Jesus ein zölibatäres Leben geführt hat oder nicht, ist es in jedem
Fall ein großes Verdienst des Buches aufzuzeigen, dass der auf Buße und Leiden
reduzierte „Jesus“ der Kirchen eine Kunstfigur ist.
Jeshua ben Joseph aus der Siedlung des Essener-Ordens Nazareth ist eine
historische Persönlichkeit der Menschheitsgeschichte. Der Sohn einer Jungfrau
„Jesus“ aber, der durch ein barbarisches Blutopfer die Menschheit von ihren
Sünden reingewaschen haben soll, ist eine Kunstfigur, die weder die historische
Wirklichkeit noch die spirituellen Abläufe wiederspiegelt.
(Der Einfachheit halber verwende ich dennoch weiter den Namen Jesus, wie es ja
auch der Titel tut.)
-
Die zweite wertvolle Grundaussage des Buches
betrifft die Überbetonung des Männlichen in der Gesellschaft – zu Zeiten Jesu
und heute mehr denn je. Die Erkenntnis, dass das Männliche ohne dem
ausgleichenden Weiblichen von der Härte geradewegs in die Grausamkeit führt,
ist ein Fanal der Wahrheit, das dringend gehört werden sollte. Es steht ein
Umdenken an, wozu das Buch den Schlüssel liefert, um von einer Gesellschaft der
Ellbogen und des Verbrechens zu einer Gesellschaft der Kooperation und der
Fürsorge zu gelangen. Hierbei klärt das Buch darüber auf, dass es nicht nur die
Männer sind, die ihren weiblichen Anteil in sich entdecken müssen, um wieder heil
und ganz zu werden (so wie Jesus selber als Urbild des „neuen Mannes“). Sondern
auch die Frauen müssen es lernen, sich von ihrer Rolle als Mannweiber zu lösen.
Kritik:
Das Buch drückt es so aus, dass die Frauen „die Göttin“ in
sich entdecken müssen. Klingt neu-esoterisch chic, jedoch habe ich mit dem
Begriff Schwierigkeiten. Ich glaube an den EINEN Vater-Mutter-Gott, der das
Männliche und das Weibliche beinhaltet, wunderbar ausgedrückt im chinesischen
Tao-Symbol. Die inflationäre Mehrzahl-Verwendung von „Göttern“ und „Göttinnen“
jedoch birgt in sich die Gefahr der kultischen Verehrung und Überhöhung von
Menschen – eine verbreitete Verirrung in der Gesellschaft, von der wir uns
durch die Hinwendung an den EINEN Gott, gemäß dem Ersten Mosaischen Gebot, lösen
können.
Braucht die Frau wirklich den Begriff der „Göttin“, um zu
einem neuen Selbstbewusstsein zu finden? Ich als Mann jedenfalls schöpfe mein
Selbstbewusstsein aus dem Bewusstsein, Gottes KIND zu sein.
Mich selber als
„Gott“ zu bezeichnen, würde mir als Anmaßung erscheinen.
Mit dem Begriff der
„Göttin“ erreichen die Frauen eine Über-Kompensation ihres angeschlagenen
Selbstbewusstseins. Er schießt über das Ziel hinaus, denn er stellt sie über
die Männer. Er führt also zu keinem echten Ausgleich.
Warum muss die Frau „Die Göttin“ in sich entdecken? Wäre es nicht der
entscheidende Schritt, wenn sie einfach mal das
Weibliche in sich entdeckt?
Zurück zum „Tatort Jesus“:
Dass Jesus am Ende der Kreuzigung in Versuchung war, das
Silberband zu lösen, das Körper und Seele verbindet, das dass er dieser
Versuchung widerstand, ist durchaus einleuchtend. Er war also im spirituellen
Sinne gar nicht tot, auch wenn er in der heutigen organgierigen Zeit ganz
sicher für tot erklärt worden wäre. Wäre er im spirituellen Sinne tot gewesen,
wäre also das Silberband durchtrennt worden, wäre die Auferstehung nicht mehr
möglich gewesen.
Die verschiedenen Evangelien widersprechen sich in ihren
Schilderungen, welches Leben Jesus nach der Auferstehung geführt haben soll.
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Ist er gen Himmel aufgefahren?
(biblische Evangelien)
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Ist er nach Indien gegangen und hat im
Kaschmir-Gebirge als Familienvater sein privates Glück gefunden?
(neu-esoterische Auffassung)
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Hat er im Karmel-Kloster im Geheimen für die
Menschheit gewirkt?
(„Essener Erinnerungen“ von Anne und Daniel Meurois-Givaudan)
Nach „Tatort Jesus“ soll er mit seiner Ehefrau Maria
Magdalena nach Südfrankreich gegangen sein. Dort habe er als Familienvater
gelebt und mit seiner Frau getrennte Mysterienschulen aufgebaut – eine für die
Männer und eine für die Frauen.
Natürlich hängt die Version des Lebens Jesu nach der
Kreuzigung eng mit der Deutung von Golgatha zusammen. Nach „Tatort Jesus“ war
Golgatha einfach ein Betriebsunfall der Geschichte – die Begnadigung aus Rom
sei einfach zu spät eingetroffen. Jesus habe das Martyrium mit einem starken
Betäubungstrank durchgestanden, der ihm alle Schmerzen genommen, aber ihm das
klare Bewusstsein erhalten haben soll. Die frühchristlichen Märtyrer hätten
ebenfalls diesen Wundertrank gehabt und seien Leid und Schmerz im Zuge der
Christenverfolgung weitgehend entgangen. Ist das nicht Wunschdenken? Wird nicht
durch diese Negierung der Folterqualen die frühchristliche Geschichte einer
Dimension beraubt?
Es ist richtig, dass auch Jesus bestimmt niemals scharf
darauf war zu leiden. Leiden will niemand – wenn es nicht einem höheren Sinn
dient. Es ist richtig, dass der himmlische Vater bestimmt niemals wollte, dass
sein Sohn so sehr leiden muss. Er ist kein blutrünstiger Rachegott, der eines
Blutopfers bedarf, um die sündige Menschheit zu verschonen. Diese Botschaft der
Kirchen ist natürlich eine barbarische Fehlinterpretation, die kolportiert
wurde, um ihre Schafe zu verängstigen, dem gütigen innewohnenden Schöpfergott
zu entfernen und dadurch besser manipulieren zu können. Es ist notwendig, dass
dieser Betrug entlarvt wird.
Es ist jedoch nicht automatisch etwas deshalb richtig, weil
es gegen einen Betrug vorgeht. Der Sozialismus war auch nicht einfach deshalb
richtig, weil er gegen den Betrug des Nationalsozialismus vorging. Diese
Selbstrechtfertigung durch die Richtigstellung eines vorhergehenden Irrtums ist
eine Denkfalle, der meineserachtens „Tatort Jesus“ unterliegt. Das, was nicht
der alte Irrtum ist, muss die Wahrheit sein? – Nein! Das, was nicht der alte
Irrtum ist, kann auch ein neuer Irrtum sein! Liefert „Tatort Jesus“ eine
hilfreiche Aufklärung für die wahre Bedeutung von Golgatha? Wie war es
wirklich?
Soll Jesus im Garten Gethsemane umsonst Blut und Wasser
geschwitzt haben? Sollen alle Leidenden der Menschheitsgeschichte, die in Jesus
ihren Leidensbruder gesehen haben, angefangen bei den beiden Mitgekreuzigten,
einem Irrtum aufgesessen sein? Soll der Trost, der ihnen durch sein Beispiel
zuteil wurde, auf Sand gebaut sein? Auch wenn die Reduzierung der Gestalt Jesu
auf das Leiden natürlich falsch ist – war es nicht sein Anliegen, durch sein
eigenes Beispiel zu zeigen, dass wir uns durch die Androhung von Folter und Tod
keinesfalls verbiegen lassen sollen, weil es eine Hoffnung gibt, die über das
irdische Leben hinausweist?
Natürlich war es nicht Gottes Plan, dass Jesus auf diesem
Weg zum Erlöser wird. Die Schergen der Römer waren in dem was sie taten, nicht
Diener des Göttlichen, sondern der Finsternis. Es ging um den Kampf zwischen
Licht und Finsternis und die Frage, wie dieser Kampf entschieden werden könnte.
Natürlich war es Gottes Plan, dass Jesus die finstere Erde erlöst, indem sich
die Menschen dem göttlichen Licht öffnen. Indem sie seine Anhänger werden und
ihm nachfolgen, nicht ihn verfolgen. Das göttliche Licht sollte von Israel
ausgehend die ganze Erde wie ein Flächenbrand in ein Paradies verwandeln. Zu
viele Menschen aber hingen an den alten Strukturen der Finsternis fest, leider
auch viele von jenen, die mit dem Seelenauftrag in Israel inkarniert waren, mit
Jesus zusammen das Licht zu verbreiten. Die Widersacher Gottes aber hatten ihr
Werk zu diesem Zeitpunkt so weit vorangetrieben, dass ihre Macht drohte
übermächtig zu werden. Jesus war Gottes „letzte Waffe“ und seine Kreuzigung „Plan
B“. Die Erlösung durch die Kreuzigung bedeutete nicht, dass die Menschheit von
ihren Sünden reingewaschen wurde. Dennoch musste Jesus leiden, denn er nahm
einen Teil des Karmas der Juden auf sich und trug ihn ab. Die Abtragung des
Karmas eines anderen durch eine reine Seele wird in „Tatort Jesus“ geleugnet.
Dabei gibt es dafür durchaus auch andere Beispiele, insbesondere in den Yoga-Traditionen
Indiens. Dieses übernommene Teilkarma der Juden war natürlich nicht die eigentliche
Mission Jesu, die sich auf die ganze Menschheit bezog. Aber diese Abtragung
vollzog sich durch echtes Leiden – nicht durch abgemildertes Leiden, sondern
durch auf die Spitze getriebenes Leiden.
Durch diese Situation entstand der ultimative Kampf zwischen
Licht und Finsternis, der auf die Spitze getriebene Kampf. Der Sieg über die
Finsternis kann ja nicht errungen werden, indem man ihr eins auf die Mütze gibt
und den Zeigefinger erhebt. Sondern indem man sich ihren größten Versuchungen
aussetzt und dennoch dem Licht treu bleibt. Jesus hatte bereits allen
Verlockungen durch Reichtum, Lust oder Stellung widerstanden, er hatte bereits
allen Einschüchterungen standgehalten. Darin bestand nun die letzte Prüfung
durch die finsteren Mächte: Würde Jesus dieses Los von Kerkerhaft, Verhöhnung
und Foltertod erdulden ohne einen Anflug von Hass und Groll? Wie gesagt, das
Licht hätte auch auf anderem Wege die Menschheit und die Erde anheben und den
Sieg erringen können. Da aber die meisten Menschen Jesus auf seinem Weg nicht
folgten, musste er den schweren Weg gehen. Auf Golgatha wurde die entscheidende
Wende für das Licht herbeigeführt:
-
Satana, das Geist-Dual Gott-Vaters, war die
Initiatorin des „Falls“, der Abkehr von Gott. Ales erstes hatte sie vor
Urzeiten Luzifer, den Zweitgeborenen, verführt und zu einem Feldzug gegen den
Schöpfer-Vater angestiftet. Nun kniete sie in der geistigen Welt vor dem Kreuz
ihres Erstgeborenen nieder. Alles Leid, das zuvor ihr Wirken verursacht hatte,
hatte nicht ihr Herz berühren können. Da sie nun aber ihren Erstgeborenen so
leiden sah und dabei wusste, dass ursprünglich sie es war, die diese Situation
herbeigeführt hatte, erfasste sie zum ersten Mal tiefe Reue. Satana ist seither
durch einen schweren Weg wieder bis zum Himmelstor aufgestiegen, kann jedoch
nicht hindurch, bis auch die letzte Seele wieder in die himmlischen Welten
zurückgefunden hat. Luzifer hat seitdem versucht, die Führung der finsteren
Mächte zu übernehmen. Die finsteren Mächte sind jedoch seitdem zersplittert, untereinander
uneins und bekämpfen sich gegenseitig. Zur früheren Einheit unter Satana haben
sie nicht mehr zurückgefunden. Obwohl sie bis heute noch kämpfen, viel Übles
anrichten und eine große Gefahr für die einzelne Seele darstellen, ist ihr
Untergang eigentlich bereits seit 2000 Jahren besiegelt.
-
Das Bestehen dieser letzten Prüfung, das
Erdulden der Folter bei völliger Ergebenheit und Ruhe des Gemüts, erlaubte die
entscheidende energetische Wende im Geschehen der Erlösung: Das geistige Erbe
Jesu, die Teilkraft in der Urkraft, ergoss sich in die gesamte gefallene
Schöpfung. Bis zum endgültigen Sieg haben die Essener auf der Erde und
unzählige Engel in den geistigen Bereichen für Jesus gebetet und mitgebangt,
dass dieser Sieg errungen werden möge. Es war ein einmaliger Kampf zwischen
Licht und Finsternis, der auf Messers Schneide stand. Die Folgen eines
Scheiterns wären für die gesamte Schöpfung ungeheuerlich gewesen. Das Aufatmen
in den geistigen Bereichen durchzog das gesamte Universum, als das „Vollbracht“
gesprochen wurde und die Erlöserkraft sich in die Schöpfung ergoss, was sich in
der Bibel als „Erdbeben“ niedergeschlagen hat. Der Erlöserfunke, den seither
jede gefallene Seele trägt, garantiert die Rückkehr in die himmlischen Welten,
wie tief sie auch immer fallen mag, über wie viele Inkarnationen sie sich auch
weiterhin noch der Finsternis zur Verfügung stellen mag. Diese Garantie hätte
ohne den Erlöserfunken aufgrund der „erfolgreichen Arbeit der Finsternis nicht
mehr aufrechterhalten werden können. Wohlbemerkt: Der Erlöserfunken wäscht die
Seele keinesfalls von allen Sünden rein, aber er gibt ihr ein stützendes Licht.
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Durch die Lichtausschüttung wurden die geistigen
Fallebenen zu Reinigungsebenen. Der Aufstieg und die Rückkehr der gefallenen
Seelen wurde „neu organisiert“ und dadurch erleichtert.
(Dieses Verständnis des Erlösungsgeschehens beruht auf Offenbarungen gegeben
durch Gabriele von Würzburg in der Gemeinschaft „Universelles Leben“.)
Die Kirchen haben es mit ihrer Version vom blutrünstigen
Rachegott, der eines Folteropfers bedarf, um seine Wut auf die sündhafte
Menschheit zu besänftigen, nicht vermocht, dem Golgatha-Opfer eine sinnvolle
Deutung zu geben. „Tatort Jesus“ bemüht sich zwar, dieses irrige Gottesbild zu
korrigieren, jedoch eine sinnvolle Deutung des Golgatha-Opfers vermag es
ebenfalls nicht anzubieten. Golgatha – ein Betriebsunfall der Geschichte, aber
mit genügend Dope einigermaßen zu ertragen???
Das Leben in den gefallenen Welten ist mit Leid verbunden.
Wer diese Grundwahrheit anerkennt, muss damit dem Schöpfer durchaus keinen
Sadismus unterstellen. Der Schöpfer hat die himmlischen Welten erschaffen, in
denen alle seine Geschöpfe für immer hätten verbleiben können. Dass es leiderfüllte
gefallene Welten gibt, resultiert durchaus nicht aus dem Plan des Schöpfers,
sondern aus dem fehlgeleiteten Eigenwillen seiner Geschöpfe. Es ist dem Umstand
geschuldet, dass Gott seinen Geschöpfen den freien Willen lässt und es ihnen
daher auch überlässt, sich ihre Welt so zu gestalten, wie es ihnen beliebt.
Leider leben wir noch nicht im Himmel. Deshalb sollte man
der Grundwahrheit des Leidens besser ins Auge sehen – wie der Buddhismus – als sie
zu negieren. Mit Golgatha hatte der „Fall“ einen Tiefpunkt erreicht, der
zugleich die Wende bedeutete. Unabhängig davon, ob die von mir wiedergegebene
Sicht des Erlösungsgeschehens richtig ist oder nicht – ich halte es für
notwendig, in dem vollständigen Evangelium Jesu eine Deutung des Golgatha-Opfers
anzubieten.
In der Deutung eines menschheitsumfassenden
Erlösungsgeschehens macht es natürlich wenig Sinn, wenn Jesus nach dem
Golgatha-Opfer ein Leben als irdischer Familienvater führte. In das Bild dieser
Deutung passt die „Himmelfahrt“ als eine Transformation seines irdischen
Leibes, die es ihm ermöglichte, die geistigen Ebenen bis hinauf zu Gott-Vater
zu durchschreiten. Aus den geistigen Welten heraus leitet er seither das große
Werk der Erlösung und Heimholung aller Seelen und hat durch seine treuen Diener
viele Hände und viele Münder, die auf Erden für ihn wirken können.
Diese und weitere Erläuterungen zu einer Kosmologie aus
urchristlicher Sicht und zu den Folgerungen für eine Erneuerung einer
christlichen Kultur finden Sie in meinem Buch
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