Ein einfaches Rezept zur Erneuerung des ganzen Lebens
04/2013
Lasst eure Nahrungsmittel eure Heilmittel, und eure Heilmittel eure Nahrungsmittel sein.
Hippokrates von Kos
In der Ernährung eines Menschen kann man einen Spiegel sehen
seiner gesamten Lebenseinstellung. Wer sich in diese Einsicht vertieft, dem
geht auf, welche Chance darin liegt. Denn das bedeutet gleichzeitig umgekehrt,
dass die Ernährung ein Hebel sein kann, sein gesamtes Leben zu verändern.
„vollwert-vegan“ bedeutet nicht einfach nur die Beschreibung
einer bestimmten Ernährungsrichtung. Sondern es bedeutet eine weltanschauliche
Positionierung, die sich auf das ganze Leben eines Menschen auswirkt. Somit ist
es sogar ein wirksamer Hebel zur Transformation der Gesellschaft.
Denn „vollwert-“ bedeutet nicht einfach nur Vollkornbrot und
mehr Gemüse. Es bedeutet eine Lebenseinstellung, die besagt, dass es sich der
Mensch wert sein sollte, sich nicht mehr mit „teilwert-“ zufriedenzugeben. Es
bedeutet, dass zur Lebensqualität des Menschen vor dem Streben nach Luxusartikeln gehört,
dass die Grundlagen des Lebens nicht nur einfach in besserer Qualität zur
Verfügung stehen. Sondern sie müssen HUNDERTprozentig sein, eben
vollwertig. Die Ernährung, das Trinkwasser, die Beziehungen mit den
Mitmenschen, die Erfüllung im Beruf. Das alles sind Bereiche, in denen wir kaum
von heute auf morgen das Optimum erreichen werden. Aber das alles sind auch
Bereiche, die nicht verhandelbar sind. Hier kann es keine Kompromisse, keine
„teilwert-“Lösungen geben. Ein Anhänger der „vollwert-“ Philosophie wird nicht
eher ruhen, bis dass das Optimum erreicht ist. Wer vom „vollwert-“Denken
durchdrungen ist, strebt ein vollwertiges Leben an. Er weiß, dass sein Leben
auf Erden eine Bedeutung hat, und er wird sich nicht mit dem Plätzchen in der
Welt zufrieden geben, in dem ihm eine unwissende Gesellschaft ein leidliches
Auskommen ermöglicht. Sondern er wird nicht eher ruhen, bis dass er die
Bedeutung seines Lebens zu erfüllen imstande ist. Bis dass sein Leben
„vollwertig“ wird.
"vollwertig werden" - "ganz werden" - "heil werden": All das meint das Gleiche. Heilung bedeutet nicht, das vermeintlich Kranke von sich abzuspalten, sondern es zu integrieren und es umzuwandeln. Heilung bedeutet nicht, das vermeintlich Böse zum Schweigen zu bringen, sondern es anzuschauen, es zu erkennen, die Energie des "Bösen" zu transformieren, so dass sie konstruktiv wird und integriert werden kann in den heilen, in den ganzen Leib. Der Weg der Heilung bedeutet, seine Schatten zu reintegrieren, und ebenso sein inneres Licht zu reintegrieren, das wir vergessen haben, dessen Glanz wir nicht würdig zu sein glaubten, das aber unser geistiges Erbe ist. Nur so gelangen wir zu dem vollwertigen Leben, von dem hier die Rede ist.
„vegan“ bedeutet, dass man endlich Abstand nimmt von der
Doktrin vom Recht des Stärkeren. Denn in der Tierausbeutung steckt die
darwinistische Philosophie, der Stärkere habe das Recht, das Schwächere zu
unterjochen, auszubeuten und auch zu töten, sofern es den eigenen Zwecken
dienlich ist. Die Ernährung spiegelt unsere Psyche wider. So wie der Zustand
unserer Welt. Die Tierausbeutung ist der Ausdruck des Alten Denkens. „vegan“ ist
der Ausdruck des Neuen Denkens. Es bedeutet, dass man endlich alle Lebewesen
achtet und dass die Schwäche eines anderen keine Einladung zur Ausbeutung
darstellt, sondern zur Stützung, zur Förderung.
Dass ein solches Denken eine Ellbogen-Gesellschaft
vollkommen auf den Kopf stellt – besser gesagt: vom Kopf auf die Füße – das
dürfte jedem einleuchten.
Wie sollte denn eine Angewohnheit wie das Essen, der wir
dreimal am Tag folgen und die wie kaum etwas anderes unser Leben durchzieht und
strukturiert, keine Auswirkungen auf unsere Psyche haben? Deshalb heißt
Ernährungsumstellung nicht nur, seine Gewohnheiten zu modifizieren, sondern
viel mehr: sich selbst zu erziehen. Sofern wir es noch nicht vermögen, unsere
Ernährung umzustellen und bei dem Versuch Rückschläge oder gar ein Scheitern
erleben, so ist es nicht schlimm. Sondern es ist eine Chance. Es ist die
Chance, sich in seiner Psyche zu erkennen, wo wir in unserem Denken uns noch
mit „teilwert-“ zufriedengeben, oder wo wir in unserem Denken noch danach
bestrebt sind, andere Lebewesen auszubeuten, von anderen Lebewesen Energie
abzuziehen. Eine harmonische und dauerhafte Ernährungsumstellung kann erst dann
geglückt sein, wenn die Psyche aufgearbeitet und transformiert ist.
Wer also seine Ernährung umstellt, der legt nicht einfach
einen Schalter um, der seine Gewohnheiten modifiziert. Er setzt bei einem Hebel
an, der einen Prozess zur ganzheitlichen Transformation in Gang setzt, bei sich
selbst und in der Gesellschaft. Er bringt eine Lawine ins Rollen, die nicht von
heute auf morgen alles verändert, die Zeit braucht, aber die sich in
Dimensionen hinein entwickelt, von denen wir uns vorab noch gar keine Vorstellung
machen können.
Deshalb schreibe ich den Leitspruch Are Waerlands auch auf
meine Fahne: