Zeiten und Kulturen gab es, wo Dichterwettbewerbe ausgetragen wurden, und ein gelungenes Gedicht mit einem Lorbeerkranz belohnt wurde, wo ein geniales Gedicht in Windeseile nur durch mündliche Weitergabe in die fernsten Winkel des Landes getragen wurde, wo Gedichte heftig diskutiert und entweder gepriesen oder verworfen wurden.
Ich weiß es nicht, ob diese Zeiten wiederkehren, ich weiß nur, Gedichte lesen und schreiben ist etwas Wundervolles, und finde, die Freude daran ist etwas, was zu entdecken sich lohnt.
Der Clown
Freude schenkend, traurig denkend: Niemand fragt nach seinem Glück.
Freude finden, Schmerz verwinden: Es vergeht, was uns beglückt.
Tränen gehen ungesehen übers Weiß der Heiterkeit.
Zu verstehen: Es vergehen Freuden all und Liebesglück.
Es erleben: Freude geben - größtes Glück! - Das heilt das Herz.
Freudig spielend, Liebe fühlend, gibt der Clown sich selbst dahin.
11/2000
Mondnacht im Süden
Im Loggiabogen der Mond hängt stille. Er glättet alle Wogen. Es zirpet eine Grille.
In dunkle Meeresweiten malt er ein Silberband, die Brücke, die will leiten zu einem Zauberland.
Die Bucht in ihren Armen hält den Riesen Meer in seinem Traum, auf dessen Haupt ein Abglanz fällt von ihrem Schmuck, dem Lichtersaum.
Anbei wie Federkiele stehen die Wedel eines Palmenbaums. Die warmen Abenddüfte wehen die Botschaften des Weltenraums.
Die Lichter auf den Hügeln, im Meer, am Sternenzelt… Die Seele fühlt auf Flügeln sich eins mit dieser Welt.
Corfu / Ipsos, September 2005
Rosenprinzessin
für meine liebe Karin V
Von roten Rosen ganz umschlungen, schickst Du mir heut Dein liebes Bild. Kein Ritter ist da durchgedrungen, der kam mit Kraft und Schwert und Schild.
Ein Prinz soll's sein, Dich zu erretten, erlösen aus dem Zauberbann, der Dich aus Deinen Ängste-Ketten mit Liebesmacht befreien kann.
So gern, so gern hätt’ ich die Mächte, würd’ ich der Liebe-Ritter sein, der’s nur mit einem Kuss vollbrächte, Dich aus den Dornen zu befrein!
Doch halt! - Warum soll’s nicht gelingen, - so spricht zu mir Dein liebes Bild -, es mit dem Herzen zu vollbringen, da’s doch vor Liebe überquillt?!
26.08.2006
Bell und Reis zu Lob und Preis
Ich darf um Deine Liebe wissen, ein Weilchen noch sind wir getrennt. Noch müssen wir die Nähe missen, das Herz vor Sehnsucht lodernd brennt.
Wonach wir sehnsuchtsvoll verlangen, ein zärtliches Zusammensein, lässt uns nach jenem Zeitpunkt bangen, da endlich wir nicht mehr allein.
Da hör ich eine Glocke schellen, und Deine Stimme spricht mich an. Erlösend spülen Meereswellen aus Glück und Freude sanft heran.
Dieweil wir übers Wetter plauschen, da saug ich Deiner Stimme Ton, wie Nektarströme, die berauschen und kommen aus dem Telefon.
Durch Kabel diesen Klang zu hören, beruhigt mich doch ungemein. Die Nektarströme mich betören und lassen mich getröstet sein
So Zeit und Raum zu überbrücken, erdachte wohl ein kluger Mann, dem ich für diese Technik-Krücken wohl nie genügend danken kann.
Drum sei hier hymnisch Dank zu singen, ein Hosianna!, Lob und Preis, ein Ehren-Ströphchen darzubringen dem Bell und Johann Philipp Reis!
Es streichelt mich aus Deinem Munde, umarmt und küsst mich jedes Wort und schließt ganz kurz die Sehnsuchtswunde und schickt die Einsamkeit hinfort.
Wenn kurz darauf in großer Stille der Hörer in der Gabel hängt, wenn Wunden reißt der Sehnsuchtswille und mich die Einsamkeit bedrängt,
trag ich in mir doch die Juwelen, die ich von fern geschenkt bekam, das tiefe Bündnis zweier Seelen, durchs Telefon so wundersam.
23.09.2006
Alchemie des Lebens
Geheimnis, welches offenbar, nach langer Suche ich dann fand, das vieler Sucher Ziel einst war, bei denen es verlief im Sand.
Zu unscheinbar, zu einfach ist, was Alchemie im Kerne heißt, dass schaue es erhabne List, dass finde es der hohe Geist.
Nur Einfachheit einmal erkennt das Einfache, das offen wirkt. Die Wissenschaft sich leicht verrennt: Sie sucht nach dem, was sich verbirgt.
Ich frug nach Wahrheit wie ein Kind, ich suchte sie in echtem Schmerz. Die Antwort war mir nur ein Wind, traf sie den Kopf und nicht das Herz.
Wer nur für Kopfkonstrukte lebt, erkennt die tiefe Wahrheit nie. Das Herz, das nach der Wahrheit strebt, erkennt die wahre Alchemie.
Kein Yoga, kein Spezialtalent und nicht Askese oder Zwang das Göttliche einmal erkennt - der Weg führt am Gesetz entlang.
Es gibt wohl die Methode nicht, die sicher die Erleuchtung bringt. Nur die Gebote führn zum Licht, nach denen unser Leben schwingt.
Gesetze der Gesundheit sind des Lebenselixiers Substanz. Des Wissens Eisen ist noch blind, der Weisheit Gold ist heller Glanz.
Die Wandlung führt herbei ein Stein, als Stein der Weisen ist bekannt. So lass die Suche nach dem sein, was Alltags Prüfstein wird genannt.
Des Alltags Prüfstein transformiert des Wissens Eisen um in Gold. Gesetz ist Lebenselixier - gelebt erstrahlt’s als Weisheit hold.
Entschlüsselt hab ich Alchemie, doch bin den Klugen ich ein Narr. Es klingt wie eine Blasphemie, was ihnen doch so schwierig war.
Zu einfach ist, was ich geschaut, als dass der Stolz erkennt den Wert. Nur wer dem Ruf des Herzens traut die simple, tiefe Wahrheit ehrt.