Die Waerland-Lebensweise ist ganzheitlich. Es geht um eine
gesunde Lebensweise, die alle Bereiche des menschlichen Lebens mit einschließt.
Positives Denken, Philosophie und kreative Entfaltung gehören ebenso dazu wie
gesunde Ernährung, Bewegung und Abhärtung. Waerland lehnte die Erzeugnisse der
Pharmazie weitgehend ab. Die „Waerland-Therapie“ arbeitet mit einfachsten
Naturmethoden und bezieht so gewöhnliche Pflanzen wie Kohl und Zwiebeln als
Heilpflanzen mit ein. Im Zuwiderhandeln gegen die Natur sah er die Hauptursache
der Krankheiten. Sein Heilansatz, der sich an seinem eigenen Leib bewährt hatte,
war die Rückbesinnung auf eine Lebensführung im Einklang mit der Natur. Die
Grundlage der Gesundheit und die Grundlage der Heilung waren für ihn eins.
Was ist „eine Lebensführung im Einklang mit der Natur“ nach
Are Waerland?
Hier soll ein kurzer Einblick vermittelt werden. Wer sich
ausführlicher und umfassender informieren möchte, dem sei die Original-Waerland-Literatur
empfohlen.
Bewegung:
Are Waerland hatte die Gewohnheit, jeden Morgen einen flotten Spaziergang zu
machen. Gymnastik, gelegentlicher Skilanglauf und einfache Bergbesteigungen standen
noch auf seinem Programm. Es geht offenbar nicht um Höchstleistungen, sondern
mehr um eine regelmäßige moderate Beanspruchung des Kreislaufs, sowie um die Freude
am Sichbewegen in der freien Natur. In der Waerland-Literatur werden die
Beispiele von Skilangläufern und Gelände-Ausdauerläufern genannt, die sich durch
die Waerland-Ernährung leistungsfähiger und ausdauernder fühlten. Ein moderater
Ausdauersport passt am besten zur Waerland-Lebensweise.
Abhärtung:
Schlafen bei geöffnetem Fenster – auch und gerade in der kalten Jahreszeit –
sowie kalte Waschungen und Bäder werden von Waerland empfohlen.
Bio-Rhythmus:
Die Dreiteilung des täglichen Bio-Rhythmus, die von der Amerikanischen Natural-Hygiene-Bewegung
gelehrt wurde, findet sich auch bei Are Waerland. Demnach ist von 4 bis 12 Uhr
die Entgiftungsphase, von 12 bis 20 Uhr die Phase der Nahrungsaufnahme, von 20
bis 4 Uhr die Phase der Nahrungsverarbeitung – und gleichzeitig die beste Zeit
für die Nachtruhe. Der Waerlandist geht früh zu Bett und ist ein Frühaufsteher.
Enthaltsamkeit von Suchtstoffen:
Die Waerland-Lebensweise lehnt alle sogenannten „Genussgifte“ ab – Stoffe, die
scheinbar die Lebensqualität heben, die aber der Körper zu seiner Ernährung gar
nicht wirklich braucht. Stoffe, die der Körper nicht für seinen Stoffwechsel
benötigt, können sein reibungsloses Funktionieren nur behindern. Dazu zählen
nicht nur Drogen, Alkohol und Nikotin, sondern auch Kaffee, Gewürze, Essig und
Weißer Zucker. Der Waerlandist lebt abstinent auf ganzer Linie.
Ernährung:
Are Waerland war ein Pionier und hat, lange bevor es zum Allgemeingut wurde,
wichtige Ernährungserkenntnisse verbreitet, so z.B. die Schädlichkeit des
Weißen Zuckers (20 Jahre vor Bruker!) und die Bedeutung des Wassertrinkens. Die
Waerland-Ernährung kann man beschreiben als eine lactovegetarische
Vollwertkost. Nach einem leichten Obstfrühstück mit Kartoffelwasser und Dickmilch
folgt mittags eine Kruska-Mahlzeit – ein Getreidebrei aus frisch geschrotetem
Getreide mit Trockenfrüchten und abends eine Rohkost-Mahlzeit mit in der Schale
gekochten und verzehrten Kartoffeln und Gemüse-Rohkost. Mittags- und
Abendmahlzeit können vertauscht werden. Mit Variationen ist die
Waerland-Ernährung sehr genau beschrieben und soll nach Waerland nach einer
kurzen Umstellung gleich kategorisch eingehalten werden. An dieser Stelle muss die
Waerland-Ernährung an neuere Erkenntnisse angepasst werden. Zum einen ist die
Umstellung nicht mit einer Fasten-Darmreinigungs-Hau-Ruck-Aktion getan, zum
anderen ist der Prozess sehr individuell. Das heißt, es gibt heutzutage im
deutschen Waerland-Bund nicht mehr „die“ Waerland-Ernährung. Jeder
Waerland-Anhänger stellt sich, angepasst an die individuellen Bedürfnisse und
den eigenen Ernährungsprozess, seine Ernährung etwas anders zusammen.
Doch auch in einer freien, persönlichen Auslegung kann die
Waerland-Ernährungslehre eine große Hilfe sein. Denn sie zeigt Prinzipien auf, mit
denen er seiner Zeit weit voraus war, und die ein jeder nach seiner Weise
umsetzen kann:
-
Vollwertigkeit, Verzicht auf raffinierte Mehlprodukte
und raffinierten Zucker, hoher Rohkostanteil, hohe Flüssigkeitsmenge mit Wasser
oder Kräutertees.
-
Natürliche Darmflora: Das Meiden von Fleisch,
Fisch und Ei, da eine Fäulnis-Darmflora als schädlich erkannt wird. Durch die Hinwendung
zu einer kohlenhydratbetonten pflanzlichen Ernährung und durch die
Unterstützung mit gesäuerten Milchprodukten wird eine milchsaure Darmflora
unterstützt, die eine geregelte Verdauung gewährleistet. Diese Prinzipien
können auch als Veganer angewendet werden, weil zum Beispiel Karottenmost,
Sauerkrautsaft oder Brottrunk dieselbe Funktion erfüllen. Durch die
Wiederherstellung der Natürlichen Darmflora wird die angeblich „vererbte“
Unverträglichkeit der natürlichen Rohkost meist schnell überwunden.
-
Säure-Basen-Gleichgewicht: das bewusste
Hinwenden zu einer überwiegend basenbildenden Ernährung.
Das „Waerland-System“ wirkt deshalb so motivierend, weil es
nicht stehenbleibt in der nur körperbezogenen Änderung der Lebensgewohnheiten –
es zielt auf eine „Lebenserneuerung“. Der Mensch erlebt sich wieder als einen
Teil des Kosmos, eingebettet in ein größeres Ganzes. Er erlebt die Natur ganz
neu, mit feineren Sinnen – aber auch sich selbst, und entdeckt, angeregt durch
größere geistige Klarheit, neue geistige Freuden und Interessen.