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In Deutschland gibt es jährlich etwa 40.000 Alkoholtote1). 50 Prozent der Bevölkerung erliegen einer Herz-Kreislauf-Krankheit2), jeder vierte stirbt an Krebs3), an Beidem hat das Rauchen einen beträchtlichen Anteil.

Wenn wir aber von Süchten und von Drogen sprechen, dann denken wir an Heroin oder Kokain, an Crack, LSD oder Ecstasy. An den illegalen Drogen versterben aber jährlich nur etwa 1500 Menschen1).

Warum betrachtet man einen Fixer als Drogenabhängigen, den Biertrinker mit der Zigarette in der Hand aber nicht?

1) Artikel „Alltagsdrogen“ aus

    „Gesundheit – Das Magazin aus Ihrer Apotheke / Januar 1999

2) „Bluthochdruck heilen“ von Dr. Johann Georg Schnitzer, Friedrichshafen, 2005

3) „Zukunft ohne Krebs“ von Jean-Claude Alix, Ratingen, 2002

 

Wenn unser Bild von der Sucht doch ganz offensichtlich verzerrt ist, was ist dann das wirkliche Kriterium einer Sucht? Und wie soll man mit Suchtstoffen umgehen?  - Maßhalten oder ganz ausschalten?

Are Waerland hat ein Buch über die Gefährlichkeit des Kochsalzes geschrieben, in dem er von einer regelrechten „Kochsalzsucht“ spricht („Kochsalz schädigt Ihre Gesundheit“, Verlag Volksgesundheit, Zürich, 1944, vergriffen). Er stellt die Theorie auf, dass der Mensch gegen das Kochsalz deshalb keine schützenden Instinkte hat, weil er diese in seiner Evolution nicht brauchte. Schließlich waren offene Kochsalzlager in der freien Natur äußerst selten.

Arme, irregeführte Menschheit! – Warum geniessen wir denn Kochsalz? – Weil es einem verdorbenen Geschmack zusagt.

Warum sagt es einem verdorbenen Geschmack zu? – Weil der menschliche Körper eine chemische Neigung, eine Affinität zu den Bestandteilen des Kochsalzes hat.

Aus solchen unkritischen Gründen verwandelt jeder Mann und jede Frau den eigenen Körper und den ihrer Kinder in wandelnde Kochsalzmagazine. Es ist wahrscheinlich, dass, wie wir soeben gesehen haben, eine salzkonsumierende Person zirka 2 Kilogramm Salz im Körper aufgespeichert mit sich herumträgt, zum grossen Schaden für die Gesundheit und als ständige Gefahr für das Leben.

Um dieses Salz zu erhalten, muss der zivilisierte Mensch oftmals enorme Quantitäten Kochsalz von fernen Ländern importieren. Kann man sich wohl einen grösseren Unsinn vorstellen? Um dies zu rechtfertigen, kann das Ärztekorps keine haltbaren Beweise vorbringen!

„Aus Erde bist du gekommen, Erde sollst du wieder werden!“, steht in der Bibel geschrieben. – Was bedeutet dies anderes, als dass der menschliche Körper aus Stoffen, die in der Erde, im Wasser und in der Luft enthalten sind, aufgebaut ist?

Muss man sich dann noch wundern, wenn der Körper in ungesundem Zustand eine gewisse chemische Verwandtschaft zeigt sowohl zu den Stoffe, welche in gesunder Nahrung enthalten sind, wie auch zu einer Reihe solcher, gegen welche der Körper aus den erwähnten Gründen keine schützenden Instinkte hat?

Der Kaffee enthält etwa 20 verschiedene für den menschlichen Körper fremde Stoffe, welche nie in seinen natürlichen Haushalt hineinpassen. Es wäre zwar merkwürdig, wenn nicht mit einigen derselben eine gewisse Verwandtschaft vorhanden wäre. – Man nimmt sie auf in den Körper und findet, dass dem so ist. Hieraus zieht man die Folgerung, dass man Kaffee braucht.

Ebenso verhält es sich mit dem Tabak. Also beginnt man zu rauchen. Eine solche Entdeckung macht man auch mit dem Alkohol. Darum trinkt man Spiritus! Und so geht der Unsinn immer weiter. Natürlich wird man nach und nach von all diesen Genussmitteln vergiftet. Diese Durchgiftung erzeugt dann unausweichlich und fortwährend das Verlangen nach diesen Stoffen, mit denen man sich vergiftet hat.

Aus diesem Verlangen zieht man dann den Schluss, dass der Mensch eben Salz, Alkohol, Kaffee, Tabak usw. notwendig braucht.

Nun hat aber der menschliche Körper auch chemische Verwandtschaft mit Kokain, Morphium, Opium usw. Warum dann nicht konsequent sein und auch diese Dinge dem Menschen zur Verfügung stellen? Nein, das erlaubt man nicht, weil diese Stoffe zu schnell und zu offenkundig verderbenbringend wirken.

Es ist also nur eine Zeitfrage, welche entscheidet, in welcher Art der zivilisierte Mensch sich vergiften darf. Wenn das Verderben auch noch so sicher kommt, wenn es nur langsam und schleichend kommt, so dass die fremden Stoffe Zeit gewähren, wenigstens eine wenn noch so kleine gekünstelte Lebensfreude hervorzurufen, bevor man krank wird und ihnen zum Opfer fällt – so meint man eben, dass es doch irgendeinen Sinn hat.

Was man dadurch verliert an Gesundheit und wirklicher Lebensfreude, an Arbeitskraft und Entwicklungsmöglichkeiten – darum bekümmert man sich nicht aus dem einfachen Grunde, weil man keine Vergleichsmöglichkeiten hat.

Was weiss der Blinde vom Licht?“ (a.a.O., Sn. 42-44)

Wenn es doch nur die Zeitfrage bezüglich des Gesundheitszerfalls ist, die entscheidet, was wir als gefährliche Sucht einstufen und was nicht, so liegt hier nur ein gradueller Unterschied vor, kein prinzipieller. Dem Lebensreformer aber geht es darum, die Prinzipien der Natur zu erfassen und nach ihnen sein Leben auszurichten. Are Waerland hat deutlich die Prinzipien der Suchtstoffe herausgestellt. Es sind Stoffe, zu denen der Körper eine gewisse Affinität hat bzw. aufbaut, die er aber dennoch nicht braucht. So entstehen z.B. geringe Mengen Alkohols in den Stoffwechselprozessen des menschlichen Körpers von ganz alleine. Aber trotz dieser Affinität braucht ihn der Körper nicht als Zufuhr von außen. Alle Stoffe, die der Körper zu seiner Gesunderhaltung nicht braucht und die ihm aber trotzdem zugeführt werden, behindern und hemmen seine Gesundheit. Sie richten Schaden an, und selbst wenn sie keinen unmittelbaren Schaden anrichten, so verbraucht der Körper zu ihrer Aussortierung und Einlagerung bzw. Ausscheidung eine beträchtliche Menge Energie. Der gewöhnliche Kaffeetrinker, Zigarettenraucher, Fleischesser und Weingenießer tut dies alles, weil er meint, damit seine Lebensfunktionen anzuregen. Aber er kann nicht das volle Energiepotential erleben, das dem zur Verfügung steht, der diese überflüssigen Suchtstoffe nicht konsumiert. Deshalb ist Gesundheit nicht einfach das Freisein von Krankheiten, sondern eine Steigerung des Energiepotentials, die nach oben keine Grenzen kennt.

Dass diese Definition von Gesundheit den Alltagsdrogen-Süchtigen noch unbekannt ist, beweisen ihre Rechtfertigungen:

Der Raucher sagt: „Mein Onkel ist an Lungenkrebs gestorben, obwohl er nie geraucht hat.“

Der Weintrinker sagt: „Mein Opa hat jeden Tag ein Gläschen Wein getrunken und ist 90 Jahre alt geworden.“

Beide sagen: „Alkohol und Nikotin rafft die halbe Menschheit hin. Doch ohne Suff und ohne Rauch  - stirbt die andre Hälfte auch.“

Doch ihre Wehwehchen und Schwächen nehmen sie als naturgegeben hin, da sie nicht erfassen, dass sie der Lebensreformer spielend überwindet, indem er lieber ein Leben nach den naturgegebenen Gesetzen führt.

Am deutlichsten tritt uns die Kontroverse, ob man Suchtstoffe in Maßen genießen darf, also als „Genussmittel“, beim Alkohol gegenüber. Hier offenbart sich eine Unlogik in der Haltung unserer Gesellschaft, die an Schizophrenie grenzt. Jemand, der süchtig ist nach Alkohol und das erlebt, was der Zweck dieses Stoffes ist, einen gehörigen Rausch, gilt oft als widerlich und asozial. Jemand aber, der aus Überzeugung Alkohol meidet, gilt ebenso als unnormal und asozial. Wo ist aber die Grenze zwischen dem Alkohol als sozialem Klebe- und Genussmittel und der Sucht?

Da Alkohol in dieser Gesellschaft als etwas Naturgegebenes gilt  - so als wäre er aus Quellen geflossen und nicht von Menschenhand vergoren und gebraut -  ist es dem Süchtigen schwer gemacht, seine Sucht zu erkennen. Wenn man hin und wieder anlässlich einer Feier „einen über den Durst trinkt“ und einen Rausch hat, gilt das als normal und liebenswert. Wenn man täglich „seine Bierchen“ oder „sein Gläschen Wein“ braucht, so tut man das selbstverständlich aus Gesundheitsgründen. Man erlebt dabei weder einen Kontrollverlust, noch wird man sozial irgendwie auffällig. Beide Typen von Alkoholkonsumenten beschwören, sie könnten selbstverständlich jederzeit damit aufhören. Deshalb habe das mit Alkoholsucht nicht im Entferntesten zu tun.

Der Haken liegt im „könnten“. Denn solange man es nicht einfach tut, mit dem Alkoholtrinken aufzuhören, weiß man es im Grunde nicht. Also wird das Genusstrinken über viele Jahre so sehr gesteigert, bis der Suchtcharakter nicht mehr zu übersehen ist. Oftmals kommt für den Betroffenen die Einsicht erst dann, wenn alle anderen es schon längst wissen und wenn er selber vor der Wahl steht: Entweder Abstinenz oder Exitus!

Und dann fällt der Entzug und die Abstinenz so schwer, wie man es nicht für möglich gehalten hätte. Dann muss man sich eingestehen, dass Alkoholismus eine schwere Krankheit ist.

Der Alkoholkonsument hat recht: Natürlich kann er jederzeit damit aufhören. Es ist nur die Frage: Wie schwer will man es sich machen? Je länger man damit wartet, umso schwerer wird es natürlich. Warum soll man nicht dann aufhören, wenn es noch leicht ist?

Nach meiner Überzeugung ist der Alkohol ein Werkzeug der Finsternis, vom Teufel erdacht, um das göttliche Licht im Menschen zu unterdrücken (siehe auch „Jesus war Abstinenzler!“). Wer sagt, „ein bischen Finsternis kann doch nicht schaden“, der begibt sich auf eine Gratwanderung und setzt sich der Gefahr aus, auf der falschen Seite abzustürzen.

Alkoholismus ist eine Krankheit, ja er ist sogar von der Weltgesundheitsorganisation WHO offiziell als Krankheit anerkannt. Aber wenn Alkoholismus eine Krankheit ist, dann ist Alkohol der Krankheitserreger. Wollen wir wirklich unseren „Lebensgenuss“ im Konsumieren von Krankheitserregern suchen? Ist das wirklich „Stil und Kultur“, ist das wirklich „Gemeinschaft und Lebensfreude“, oder ist das nicht vielmehr eine Verirrung der Menschheit?

In den Einrichtungen von SYNANON Berlin, sowie der Suchthilfe Fleckenbühl und Frankfurt wurde klar erkannt, dass nicht nur Heroin und Kokain, Crack und LSD, Ecstasy und Speed gefährliche Drogen sind, sondern ebenso Alkohol, Nikotin und sogar Zucker. Aber dass Kaffeetrinken und Fleischessen ebenso Süchte sind, ist in diesen Gemeinschaften noch nicht verbreitet. So zeigt es sich, dass sich die Frage, was eine Sucht ist und was nicht, auch mit der Entwicklung des Menschen zusammenhängt.

-         Für rauchende und alkoholkonsumierende Eltern ist ihr heroinabhängiges Kind ein Süchtiger, ihre eigene Lebensweise ist für sie jedoch völlig normal.

-         Für einen Bewohner der Suchthilfe Frankfurt sind auch die Eltern von ihren Drogen verführte Süchtige.

-         Für einen Vegetarier sind die Bewohner der Suchthilfe Frankfurt in der Mehrzahl leider noch Leichenteil-Süchtige.

-         Für einen Waerlandisten ist auch der Vegetarier ein „Kochsalzsüchtiger“

-         Für einen hundertprozentigen Rohköstler ist auch der Waerlandist immer noch ein „Kochkostsüchtiger“, da er von Brot und Kartoffeln nicht lassen kann.

-         Für einen „Pranier“, einen, der sich von Lichtnahrung ernährt, sind wahrscheinlich auch noch die Rohköstler „Festkostsüchtige“.

Das Ideal einer suchtfreien Lebensweise ist also sehr viel höher, als es auf den ersten Blick scheint. Darüber hinaus gibt es auch die nicht-stoffgebundenen Süchte: Spielsucht, Sexsucht, Geltungssucht, Machtsucht. Wenn „Otto Normalkonsument“ sich für suchtfrei hält, nur weil er nicht als ein Fixer an der Nadel hängt, und dann ein Eisbein verzehrt, mit Bier, Verdauungsschnaps und Zigarette, dann sind das vielleicht auf seiner Entwicklungsstufe ganz normale Konsumgewohnheiten. Aber auf dem Entwicklungsweg hin zu einem suchtfreien Leben steht er erst ganz am Anfang.

Sucht ist jede Gewohnheit, durch die wir Energie verlieren. Diese Energie geht dem Aufbau eines sinnvollen und erfüllten Lebens verloren. Das heißt umgekehrt, mit jedem Loslassen einer Sucht, steht uns mehr Energie zur Verfügung, um zur wahren Lebenserfüllung zu finden. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass auch solche anscheinend harmlosen Süchte wie Rauchen oder Süßes naschen oder Kaffeetrinken oder übermäßiges Fernsehen uns Energien rauben  - Lebensenergien. Süchte lassen bedeutet also, sich sein Leben zurückzuerobern. Wir können nicht alle unsere Süchte auf einmal lassen. Aber sobald wir eine Gewohnheit als Sucht erkannt haben, sollten wir danach streben, sie ganz zu überwinden. Das ist Lebensreform.

 
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